Bild-Betrachtung „Leid und Tod“

Dauer: 2:19

Der Barmherzige Samariter

Mk 2,1-12

Dauer: 2:18

The Healing of a Paralytic

Mk 2,1-12

Duration: 2:18

 

 

Einführung Erwachsenenbildung (pdf)

 

Tools Erwachsenenbildung Leid und Tod finden Sie auf der DVD (siehe Bsp. Menschsein)

 

Einführung Oberschule (pdf)

 

Tools Oberschule Leid und Tod finden Sie auf der DVD (siehe Bsp. Menschsein)

Leid und Tod

 

Das Leiden und der Tod stellen die größten und bedrängendsten Anfragen an den christlichen Glauben dar. Wie kann ein gütiger Gott eine solche Welt erschaffen, in der Leiden, Kampf, Verletzung, Qual, Niedergang, Verfall und Tod natürlich und allgegenwärtig sind?

„Wie kann man nach Auschwitz noch beten?“ Eine Antwort lautet: „Weil Menschen in Auschwitz gebetet haben“. In den tiefsten Abgründen menschlicher Existenz hallt immer noch ein Ruf nach Gott. Die Existenz des Leidens zerstört dem menschlichen Herz also nicht die Hoffnung auf göttliche Nähe und Trost. Selbst Hiob, der so viel erdulden musste, bleibt Gott treu. Die Hoffnung, dass Tod und Leiden nicht das allerletzte Wort haben, ist ein Fundament religiöser Existenz. In dem Film „Adams Äpfel“ (2005) schlägt der Wind dem Neonazi Adam immer wieder die Bibel auf den Seiten des Buches Hiob auf. Und das will sagen: Ihr Gewalttäter seid nicht die Herren der Geschichte, der geschundene Mensch erfährt letztlich Gerechtigkeit, weil der gerechte und gütige Gott ihn nicht fallenlässt, auch wenn es manchmal ihm Leben genauso aussieht, als wäre Gott vollkommen abwesend. So ist das Leiden an Übel und Bösem einerseits die größte Anfrage an Gott, aber Gott ist auch die größte Antwort auf die Frage des Leidenden. Nur Gott allein hat die Kraft, dem Schrei der gequälten Kreatur einen Hoffnungsschimmer entgegenzusetzen, dessen Licht sogar den Tod verglühen lässt.

Und wäre es einem gütigen Gott überhaupt möglich eine endliche Welt zu schaffen, in der es kein Leiden gibt? Auch ein allmächtiger Gott kann keine zeitliche, materielle Welt schaffen, in der die ständige Veränderung nicht auch Leiden hervorruft. Man muss nicht gleich unsere Welt für die beste aller möglichen Welten halten, aber manches Leiden ergibt sich sozusagen aus der Natur der Endlichkeit, es ist unvermeidlich.

 

Auch das moralisch Böse ist nicht unmittelbar durch Gott zu verantworten. Es stammt aus den freien Entscheidungen der Geschöpfe. Wären wir unfreie von Gott manipulierte Marionetten, dann könnte er böse Taten wirksam verhindern.

Wenn er aber wirkliche Freiheit will, dann muss er in Kauf nehmen, dass Menschen sich immer wieder für das Böse entscheiden.

Diesen Gedanken kann man auf die ganze Schöpfung ausdehnen. Warum gibt es in der 13 Milliarden Jahre dauernden Geschichte des Kosmos eine Evolution des Lebens auf unserem Planeten von mehr als 3 Milliarden Jahren? Das ist ein mühsames Werden und Vergehen. Arten entstehen und verschwinden wieder, jedes einzelne Wesen muss um die Existenz kämpfen und scheitert oft kläglich. Aber: Wenn Gott einen „freien“ Kosmos will, der sich mit eigenen schöpferischen Kräften ausgestattet vom Urknall her selbst entwickelt, dann ist dieser lange Weg des mühsamen Suchens vermutlich die einzige Möglichkeit. Alles andere wäre wieder göttliches Marionettentheater.

 

Auch der einzelne Mensch entwickelt sich, reift und wächst am Leiden. Hand aufs Herz: Wenn Sie aus Ihrem gesamten Leben die leidvollen und schmerzhaften Erfahrungen streichen würden, was für ein Mensch wären sie dann? Vielleicht äußerlich erfolgreich, aber dennoch innerlich flach und farblos? Wären Sie dann zu wirklicher Liebe und zu Mitleid fähig?

 

Im Leben der Heiligen erfahren wir oft, dass es vernichtende Schicksalsschläge waren, die ihnen verhalfen, ihre wahre Berufung zu entdecken und dadurch viel Gutes zu bewirken. Wäre nicht der Hl. Ignatius ohne seine schwere Kriegsverletzung ein langweiliger, eingebildeter Ritter geblieben? Sogar, wenn das Leid zum Tode führt, kann daraus Gutes erwachsen. Wie vielen Menschen ist das Sterben von Sophie Scholl oder Maximilian Kolbe bis heute eine Quelle der Hoffnung, der Stärkung und der Zuversicht? Es gibt also keine glasklare theoretische Antwort auf die Frage nach Leiden und Tod. Aber die Fülle der menschlichen Erfahrung deutet an, dass irdisches Leiden und göttliche Liebe kein letzter Widerspruch sind.

 

 

Godehard Brüntrup SJ